8. Oldtimerfest

Mit dem ersten Papamobil auf Oldtimerschau

GTLF Fan Club stellt zwei Tage historische Feuerwehrautos, PKW, Traktoren und Motorräder aus

„Er war und ist bis heute der Stolz der Feiwilligen Feuerwehr und unser roter Riese genießt jetzt seine Rente", sagt ein Rosbacher Feuerwehrmann vor seinem TLF 20/40. Das Mercedes Modell hat  40 Jahre auf dem Buckel und diente als ehemaliger Wasserwerfer mit seinem 4000 Liter Tank  lange Jahre als Einsatzfahrzeug bei Waldbränden und Autobahnunfällen. Nach der Ausmusterung aus dem aktiven Dienst stellte sich die Frage: verschrotten oder restaurieren. Doch trennen wollten sich die Brandschützer von ihrem seltenen Exemplar nicht, stattdessen wurde mit viel Zeit und Idealismus repariert, Ersatzteile besorgt und zum Schluss noch kräftig poliert.

Diese individuelle Geschichte könnte man auf viele Oldtimer übertragen, die Anekdoten ihrer Besitzer füllen ganze Bücher. Und so waren beim 8. Oldtimerfest des GTLF Fan Clubs wieder zigtausende Jahre von Automobil-, Motorrad- Traktoren- und Feuerwehrgeschichte präsent.  Fan Club Chef Klaus Dönges war zufrieden. Nicht nur das der clubeigene und 53 Lenze zählende Großtanklöschfahrzeug mit vergleichbaren Lebenslauf glänzte in strahlendem dunkelrot in der Sonne, auch der Zuspruch ließ die Herzen der Oldtimerfans und des Organisationsteams höher schlagen.  Dieses hatte gute Arbeit geleistet und die Besucher konnten zwischen kulinarischen Stopps an Grill und Zapfwagen zwei kurzweilige und informative Tage erleben. So mancher sachkundige Besucher fachsimpelte mit den Besitzern der kostbaren Stücke über die Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung oder Reparatur, viele Erfahrungen und Tipps wurden ausgetauscht.

Dank Clubmitglied Friedel Liedtke waren deutlich mehr historische PKW als bei früheren Festen mit von der Partie. Zu bestaunen gab es chromblitzende PS Dinos wie eine Chevrolet Corvette von 1957 oder eine 62 Jahre alte französische Delhaye, von der der Besitzer behauptet, Birgit Bardot hätte einst am Steuer gesessen. Aus dem Jahre 1934 stammte der wuchtige Mercedes Nürburg 500. Schon damals zeigte man gerne dem nachfolgenden Verkehr, dass das Auto über "Hightech" verfügt. Am Kofferraum klebt die Bezeichnung 4-R-B, die Abkürzung für das seinerzeit innovative Vierrad-Bremssystem. Norbert Szielasko aus Altenstadt hat das Gefährt originalgetreu wieder in Schuss gebracht und zählt es zwanzig Jahre sein eigen. Leisten konnte sich nur eine kleine und sehr reiche Klientel dieses Luxusprodukt. Allein für das Fahrgestell mussten 10500 Reichsmark aufgebracht werden. Mit Aufbau am Werk waren 17500 Mark fällig, mehr als ein Drittel des damaligen Preises eines Reihenhauses. „Das sind ideelle Werte“, sagt Szielasko, „einen Marktwert gibt dafür nicht“ und ergänzt stolz: „Solch eine Wagen bekam einst Papst Pius XI. geschenkt, es war quasi das erste Papamobil.“

Liedtke ist der Motorradexperte, stellt sich als Mitglied im „Club der schwarzen Finger“ vor. Der leidenschaftliche Tüftler bereichert die Ausstellung alljährlich mit neuen Ideen, diesmal erklärt er anschaulich Motorenmodelle und präsentiert eine NSU Ausstellung mit ab 1931 gebauten Motorrädern. Motorsulm, Quickly, Konsul oder NSU Max heißen die Exemplare, dazwischen findet man eine Lambretta. Ins Schwärmen gerat er bei den zahlreichen Seitenwagen wie ein ockerfarbenes russisches Renngespann von 1943. Es ist ein Neuaufbau von Axel Finkeldey der in den Irbit Werken gebauten BMW-Kopie. Stolz zeigt Liedtke auf  die R51-2 von Kurt Röhrig. „Letztes Jahr lag hier ein Schrotthaufen auf einem Strohballen, heute steht hier eine tüv-tauglich restaurierte Maschine in neuem Glanz.“

Mit  Detailwissen führt Liedtke durch die Creme de la Creme des Motorradbaus. Sein Weg führt zu Rupert und Robin Mayer die mit ihren beiden 1929 gebauten BMW R 63 aus Limburg angerollt kamen. „150 km/h zeigt der Tacho der Maschine, hier wurden einst Weltrekorde mit gefahren“, sagt Mayer. Diese fährt Helmut Diemer zwar nicht, aber mit seiner Münch Horex ist er noch heute bei Oldtimerrennen aktiv. Das Motorrad verfügt über keinen Anlasser, es wird angeschoben. Früher per Hand, heuer live per Anlassmaschine, denn eine Prise ohrenbetäubenden Lärms gehört schließlich zur Atmosphäre eines richtigen Oldtimerfests.

Rot, grün, blau – Traktormarken erkennt der geschulte Blick an der Herstellerfarbe. Deutz, Hanomag, Lanz, Fahr, Eicher, Güldner -- all die großen Namen waren zu finden. Und während Heinz Würz über seinen 1950 gebauten Deutz, den ältesten der Ausstellung -  und dessen 26 PS spricht, rauscht ein 8 mal stärkerer Massey Ferguson vorbei. „Das sind 58 Jahre Fortschritt in der Landwirtschaft“, kommentiert Würz prägnant den imposanten Unterschied.


 

Bild 1: Jedes Motorrad ist ein Unikat: Friedel Liedtke hat in seinem Leben schon dreizehn Exemplare restauriert und führt mit viel Detailwissen durch die Ausstellung

Bild 2: Wissenswertes erfuhr man von der Feuerwehr aus Nidda: In den Kriegsjahren waren die Feuerwehrfahrzeuge, wie das LF 8 von 1941 grün lackiert, da der Brandschutz der Polizei unterstellt war

Bild 3: GTLF Fan Club Vorsitzender Klaus Dönges (rechts) interviewt Oldtimerbesitzer und stellt die einzelnen Schaufahrzeuge vor: Hier den Mercedes Nürburg 500,
Baujahr 1934.

14-15.06.2008