9. Oldtimerfest

Zweitägiges Oldtimerfest des GTLF-Fan Clubs mit vielen historischen Fahrzeugen

- Vom meterlangen Amischlitten bis zum Trabbi, alles dabei -

„Was Sie hier sehen, das ist die Renngeschichte der 50er und 60er Jahre“. Stolz blickt Friedel Liedtke auf die Horex Sammlung von Reinhard Jutzi, der neun fahrbereite Solo- und Gespann-Unikate sein eigen nennt. Denn wenn es um historische Motorräder geht, sind die beiden Tüftler die Experten beim 9. Oldtimerfest des GTLF Fan Clubs. Liedtke garniert die Motorradausstellung mit technischen Details und begrüßt freudig Friedel Münch. Der gebürtige Dorn-Assenheimer ist als Konstrukteur der legendären Münch-Mammut bekannt.

Man kennt sich seit den 50er Jahren, denn von Münch erhielt Jutzi einst einen ausgedienten Horex Werksrennmotor, der irgendwo in der Ecke herum stand. Seit dem ist sie da, die Leidenschaft, die ihn bis heute nicht verlassen hat. Uns so erzählt Jutzi das, was man von vielen Ausstellern hört, die mit der Zielstrebigkeit und der Spürnase eines Sherlock Holmes nach Fertigungsteilen gesucht, Fahrgestelle in Eigenregie gebaut und dann ihre zweirädrigen Schätze zusammen geschraubt haben: „Tagsüber wurde gearbeitet, nach Feierabend ging es in die Werkstatt an den Wochenenden war man auf den Rennpisten zu Hause.“

Die Anekdoten der Aussteller füllen ganze Bücher und immer ist viel Nostalgie im Spiel, denn so manche Marke ist längst vom Markt verschwunden. Zigtausende Jahre von Automobil-, Motorrad- Traktoren- und Feuerwehrgeschichte konnte GTLF Vorsitzender Klaus Dönges an beiden Tagen präsentieren, sein Resümee übertraf alle Erwartungen: „Das war eines unserer besten Feste, sowohl in puncto Attraktivität der ausgestellten Fahrzeuge“ und mit Blick auf die Thekenmannschaft mit Küchenchef Martin Habram augenzwinkernd „auch was den Absatz von Speisen und Getränken betrifft“

Motoren dröhnten überall. Da lässt Helmut Diemer seine Maschine mit 4000 Umdrehungen aufheulen und auf dem Sportgelände rattern markante Zweitakter um die Wette. Mit der Kraft der zwei Kerzen, wie auf einem Aufkleber zu lesen, rollen gerade zehn kultige Trabbis ein. Vor Jahren habe er einen für 15 Euro erstanden und das auch nur weil der Tank voll war, erzählt ein Teilnehmer. Tipptop in Schuss sind sie, die bunten 26 PS-Flitzer, die selbst ein Laie Dank der bescheidenen Technik wieder zum Laufen bringen kann. „Wer in der Schule ein bisschen in Physik aufgepasst hat der kriegt das hin“, zumal die Nutzung keine Grenzen kennt: „Den hab ich meinem Mann geschenkt, da ist der dann gleich mit zum Standesamt gefahren.“ Reih an Reih steht der Volkswagen des Ostens neben dem des Westens. Dazwischen schicke Borgwards und Volvos, Opel und Mercedes Modelle und als vier waschechte „Knutschkugeln“ der Marke BMW Isetta einfahren, applaudiert sogar das Publikum.
Auch die chromblitzenden PS Dinos stießen auf Neugier und Bewunderung. „Was waren das Zeiten, als noch keine Klimadebatte gab und wo zählte, was unter der Haube steckt “, wirft ein Passant den Blick auf die US Straßenkreuzer. Ein solcher Klassiker ist der Cadillac Cabrio von 1959. Der sechs Meter lange Amischlitten mit seinen ein Meter hohen Heckflossen beherbergt über 300 Pferdchen im großzügigen und blitzblank gewienerten Motorraum. Gegenüber finden sich die europäische Nobelkarossen. Hier ein Jaguar, dort ein 64er Rolls Royce, von dem der Aussteller behauptet, zum Erwarb des Objekts musste sich der Vorbesitzer das nötige Kleingeld in der Spielbank besorgen.

Blickfang und Faszination zugleich waren die Feuerwehrautos. „Das ist so stabil, da kann man drauf rumtanzen“, klopft Klaus Dönges auf das vereinseigene Großtanklöschfahrzeug. Denn wer einen Oldtimer auf Vordermann bringt, achtet auf nachhaltige Qualität. Wie beim Borgward aus Stammheim, dem „größten Cabrio der Ausstellung“ oder dem tannengrünen Leicht-Löschgruppen Fahrzeug der Feuerwehr Nidda von 1941. Grün lackiert deshalb, da es einst der Feuerlöschpolizei diente.

Rot, grün, blau – Traktormarken erkennt der geschulte Blick an der Herstellerfarbe und viele bleiben beim Lanz Allzweck-Bulldog nicht nur wegen seiner einzigartigen Ausstrahlung stehen. Der „Verein Historischer Landmaschinen“ hatte gleich noch eine voll einsatzfähige Dreschmaschine dran gehängt, mit der schon vor 80 Jahren die Spreu vom Weizen getrennt wurde. Umgeben von den in der Sonne glänzenden PKW wirkte sie exotisch oder wie es ein staunender Laie formulierte: „Eine riesige Holzkiste mit vier Rädern.“

13-14.06.2009