7. Oldtimerfest

Zwei Tage von der Magie der Oldtimer gefesselt

Oldtimerfans bestaunen historische Veteranen – Kombination aus Motorrad-, Traktor-, PKW- und Löschfahrzeugausstellung vom 16. - 17. Juni 2007 in Dorn-Assenheim

Da gehen schon mal die Herzklappen, wenn  entgegen-kommende Containerschiffe auf dem Rhein ihre Wellen schlagen“ erzählt Herbert Brandt und zeigt auf das Cockpit seines Cabrios. Hier ist er Autofahrer und Kapitän zugleich. Er steht vor seinem Amphicar, einer Kombination aus Schwimm- und Geländewagen. 120 km/h Höchstgeschwindigkeit verhelfen dem Gefährt zu einer akzeptablen Straßenfahrleistung, doch im Wasser geht’s gemächlicher zu. Sechs Knoten oder 12 km/h zeigt hier der Tacho maximal an und im Heck mobilisiert ein 1150 ccm Aggregat  38 Pferdestärken. „Oder sollte man Flusspferde sagen“, ergänzt Brandt, stolz den Binnengewässerführerschein vorzeigend und resümiert augen-zwinkernd: „Wenn ich ins Wasser setze, denken die Passanten schon mal ans Schlimmste.

Die Anekdoten der Oldtimerbesitzer können ganze Bücher füllen und so waren beim 7. Oldtimer-fest des GTLF Fan Clubs rund um die Sport- und Festhalle zigtausend Jahre von Automobil-, Motorrad- und Traktoren- und Feuerwehrgeschichte präsent.  Bei allem Enthusiasmus für vergangene Motorentechnik vermittelten die Fahrzeuge darüber hinaus eine Prise vom Hauch der alten Zeit. Fan Club Chef Klaus Dönges war zufrieden. Zwar sei das Samstagsprogramm überarbeitungsbedürftig, doch strahlender Sonnenschein und ein reges Treiben am Sonntag ließ die Herzen der Oldtimerfans und des Organisationsteams höher schlagen.

Dieses hatte perfekte Arbeit geleistet und die Besucher konnten zwischen kulinarischen Stopps an Grill und Zapfwagen kurzweilige und informative Nachmittage erleben, wozu auch ein verändertes Konzept beitrug. Kein Autocorso wie bisher, sondern stehende Festzüge, bei dem Dönges mit dem jeweiligen Besitzer die vorfahrenden Fahrzeuge vorstellte.

Friedel Liedtke ist der Motorradexperte, Mitglied im „Club der schwarzen Finger“, wie er sagt. Der Oldtimerliebhaber hat schon so manches Gefährt zeit- und arbeitsintensiv restauriert und kürzlich sein dreizehntes Schmuckstück, eine 1957er BMW R50 erworben. Mit  Detailwissen führte er durch die Creme de la Creme des Motorradbaus und zeigt auf den Grünen Elefanten: Die Zündapp KS 601, Baujahr 1953 wurde wegen ihrer Leistungsstärke schon einmal mit einem lasttragenden Dickhäuter verglichen. Sein Weg führt zu Helmut Diemer, der mit seiner Münch Horex noch heute aktiv Oldtimerrennen fährt. Das Motorrad verfügt über keinen Anlasser, es wird angeschoben. Früher per Hand, heuer live per Anlassmaschine, denn eine Prise ohrenbetäubenden Lärms gehört schließlich zur Atmosphäre eines richtigen Oldtimerfests.  Ihren Reiz hatten nicht nur PS-trächtige Maschinen. Die NSU Motorsulm, 1 ¼ PS und 1933 für stolze 75 RM angeboten, wurde einst als vollkommene Lösung der Fahrradmotorisierung gelobt und  ist wie manch anderes Exemplar ein Unikat in der Region.

Rot, grün, blau – Traktormarken erkennt der geschulte Blick an der Herstellerfarbe. Nicht fehlen durften die kultigen Lanz Bulldogs mit ihrem ureigenen Klangerlebnis oder ein 56-jähriger Holder. Der Kleinste der Schlepper sorgte für neugierige Blicke besonders dann, wenn er per Kurbel in Betrieb gesetzt wird.

„Sie sind das teuerste Spielzeug, welches sich große Jungs gönnen können“, sagt ein Aussteller über seine chromblitzenden PS-Dinos. Dabei hatte er einen 160 PS Adenauer-Mercedes, benannt nach der Vorliebe des damaligen Bundeskanzlers für diese Marke. 1990 ergatterte er das Objekt aus den USA, zerlegte ihn Schraube für Schraube und hatte nach 4 Jahren wieder ein Fahrzeug im nagelneuen Outfit. Als Besucher fühlte man sich geradezu wie im Automobilmuseum.  Mercedessterne auf unterschiedlichsten Modellen, Nostalgie weckende Opel Fabrikate wie Olympia und Kapitän oder US-Straßenkreuzer spiegelten sich im Sonnenlicht um die Wette.

Blickfang und Faszination zugleich waren letztendlich die Feuerwehrautos. „Das ist so stabil, da kann man drauf rumtanzen“, präsentierte Klaus Dönges das vereinseigene Großtanklöschfahrzeug. Denn Restauration bedeutet nicht nur die zeitraubende Suche nach Ersatzteilen. Wer einen Oldtimer auf Vordermann bringt, achtet auch auf nachhaltige Qualität. 52 Jahre hat das GTLF auf dem Buckel und strahlt wie frisch vom Band geliefert, denn zum Originalzustand fehlen nur noch die Frontspritzer. Kontrastreich sind die Biografien der Fahrzeuge. Während der Borgward aus Stammheim, auch als größtes Cabrio des Fests bezeichnet, sich nach Jahren des Umbaus in perfekter feuerwehrtechnischer Beladung zeigt, haben die Rosbacher Brandschützer ihr TLF 16/40 direkt aus der Einsatzabteilung übernommen. Außer Dienst gestellt gründete man eine Interessengemeinschaft für die im Feuerwehrjargon als „Studentenwaschmaschine“ bezeichnete Daimler Fabrikat und ist fortan auf Festen in Nah und Fern präsent.

 

GTLF Fan Club Vorsitzender Klaus Dönges    (rechts) interviewt   Oldtimerbesitzer und stellt
die einzelnen Schaufahrzeuge vor: Hier einen Opel Olympia, Baujahr 1951

 

Auch die Jüngsten hatten ihren Spaß beim Oldtimerfest: Dieser Juniorfan testet einen Holder    Traktor aus den 50ern.

 

Wasser Marsch: Der zum Tanklöschfahrzeug umgebaute Wasserwerfer aus Rosbach demonstrierte Einsatzbereitschaft