BEIM TUCKERN UND RATTERN SCHLUG DAS OLDTIMERHERZ SCHNELLER

GTLF Fan-Club lud ein - Liebhaber alter Löschfahrzeuge, Motorräder und Traktoren kamen

„Ist Petrus ein Oldtimer-Fan oder nicht ?“, diese spannende Frage stellen sich die Freunde historischer Fahrzeuge beim Oldtimerfest des GTLF Fan Clubs. Doch auch ihn sollte das Nostalgiefieber packen, denn die Witterung zeigte sich den Organisatoren zum Schluß noch wohlgesonnen.  Was diese vor der Sport- und Festhalle präsentierten, war mehr als nur eine Prise vom Flair der sogenannten guten alten Zeit. Bewußt legten die Veranstalter Wert darauf, daß es sich nicht um eine reine Feuerwehrausstellung handelt und so waren den ganzen Tag über auch wunderschöne Schmuckstücke aus der Landwirtschaft und Motorräder zu bestaunen. Schon morgens kam ein neugieriges Publikum, um die Uhr um bis zu 120 Jahre zurückzudrehen und mit den Ausstellern zu fachsimpeln. Gleich zu Beginn erlebten sie eine Augenweide der besonderen Art: Als Fahrzeugkonvoi tuckerten, dampften und ratterten die Oldtimer erst einmal werbeträchtig durch Dorn-Assenheims Straßen.

Dem Präsentieren ging das Restaurieren zuvor und so sah jeder, was nach oft jahrelanger Arbeit nicht nur herausgeputzt, sondern dazu noch funktionstüchtig ist. Blickfang waren zunächst die nichtmotorisierten Methusalems der Ausstellung – historische Tragkraftspritzen der Karbener (Baujahr 1896) und Ossenheimer Feuerwehr (1910). Besonders freuten sich die Zuschauer über einen Neuzugang bei den meist bis in die 40er Jahre genutzten Geräten. In einer Scheune stöberte der GTLF-Fan Club ein Exemplar auf, dass seit fast 30 Jahren ein Solodasein fristete. Die 1905 gebaute Traggestell mußte im Einsatz von immerhin acht Personen bedient werden und ließ vereinzelt Erinnerungen wach werden, diente es noch bis in die 50er zu Übungszwecken der Dorn-Assenheimer Wehr. In kürzester Zeit wurde das gute Stück nun optisch aufgemöbelt und so flugs zur Attraktion.

In den 50ern begann die Motorisierung der Feuerwehren. Borgwards wie der B 2000 - Mannschaftstransporter aus Stammheim waren Zeugen dieser Zeit. Wie das Dorn-Assenheimer Großtanklöschfahrzeug wurden diese Modelle zwecks Restaurierung zunächst in all seine Einzelteile zerlegt und dann in akribischer und mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt. Auch der Fan Club hatte in den letzten Wochen nochmals mit Volldampf gearbeitet, um seinen 49 Jahre alten Magirus wieder in Schuß zu bringen. Der Lohn all dieser Arbeiten ist ein sorgfältig gepflegtes Aussehen und eine eindrucksvolle Dokumentation des historischen Feuerlöschwesens in den jeweiligen Dörfern.

Bei Traktormarken wie Hanomag, Porsche oder Güldner schlug manches Herz um einiges höher. Keinen High-Tech, sondern die Technik der 40er und 50er Jahren kommentierten die Aussteller detailliert und für jeden verständlich. So erfuhr der nicht so versierte Besucher über einen 1941er Lanz für heutige Verhältnisse Kurioses: Die als Bulldog legendär gewordenen Zweitakter haben keinen Vor- oder Rückwärtsgang. Beim Richtungswechsel mußte man einfach ausschalten und neu starten. Trotz glänzenden Outfits ist die Geschichte der Modelle aber symptomatisch für viele der gezeigten Oldtimer. Meist vergammelten sie irgendwo im Schrottplatzmillieu, wurden für einen Obolus erworben und dann liebevoll restauriert. Mittlerweile werden die Traktoren sogar in Internetauktionen bis aus dem fernen Australien angeboten.

Auch die Idealisten des Motorradoldtimer-Clubs können sich stolz als Tüftler ersten Ranges bezeichnen. Jeder der Aussteller hat im Schnitt der letzten beiden Jahrzehnten um die zehn Ein- und Zweisitzer erworben und unter schwierigen Umständen Ersatzstücke gesucht oder sogar fertigen lassen. Das Ergebnis der Crew war sehenswert, denn mit Adler, NSU, BMW, DKW präsentierte sich die Crème de la Crème dieser Fabrikate von 1930 bis 1974. Paradestück war die Ardie TM 500, ein Gespann von 1930. Unter dem Applaus des Publikums verließen sie gegen Abend das Ausstellungsgelände, wo nun fetzige Livemusik bei kulinarischen Leckereien für Superstimmung um Bierstand und Cocktailbar sorgte.

12-06-2004